Die Französische Revolution

0 von 7 Lektionen abgeschlossen (0 %)

Französische Revolution 2: Der Sturm auf die Bastille

Einstieg: Video & Partner:innengespräch

Bitte klicke auf das Bild, um dir den Videoausschnitt anzusehen.
  • Wer steht sich hier gegenüber?
  • Was wird voraussichtlich passieren?
  • Wer hat in diesem Konflikt wohl die besseren Chancen?

Erarbeitung

a) Recherche

  1. Finde mithilfe dieses Textes heraus, welche Art von Gebäude die Bastille war. 
  2. Fasse kurz mündlich zusammen, was sich beim „Sturm auf die Bastille“ ereignete.

b) Textquellenvergleich

  1. Stelle in einer Tabelle gegenüber, wie Desmoulins und de Rivarol die Ereignisse beurteilen.
  2. Wer von beiden befürwortete die Revolution und wer war ihr gegenüber gegnerisch eingestellt? Woran kann man das erkennen?
DesmoulinsDe Rivarol
Anforderungen
Stichpunkte + Tabelle
ca. 1/2  DinA4-Seite
Partnerarbeit sinnvoll 
→ Textquellen untereinander aufteilen 

Zusatzinformationen: Enjoy History - Der Sturm auf die Bastille

Textquelle 1: Aus dem Brief des Journalisten Camille Desmoulins an seinen Vater

Camille Desmoulins (gemeinfrei, Wikimedia Commons)

Ich bin, auf die Gefahr, zu ersticken, unters Dach gestiegen. Ich sah dort, will mir scheinen, mindestens hunderttausend Flinten. Ich nehme eine ganz neue, an der ein Bajonett steckte, und zwei Pistolen. Das war am Dienstag [14.7.], der ganze Morgen verging damit, dass man sich bewaffnete.

Kaum hat man Waffen, so geht’s zur Bastille. Der Gouverneur, der gewiss überrascht war, mit einem Schlag in Paris hunderttausend Flinten mit Bajonetten zu sehen, und nicht wusste, ob diese Waffen vom Himmel gefallen waren, muss sehr in Verwirrung gewesen sein. Man knallt ein oder zwei Stunden drauf los, man schießt herunter, was sich auf den Türmen sehen lässt; der Gouverneur, Graf von Launay, ergibt sich; er lässt die Zugbrücke herunter, man stürzt drauf los; aber er zieht sie sofort wieder hoch und schießt mit Kartätschen drein. Jetzt schlägt die Kanone der Gardes-francaises eine Bresche. Ein Kupferstecher steigt als erster hinauf, man wirft ihn hinunter und bricht ihm die Beine entzwei. Ein Mann von den Gardes-francaises ist der nächste, er hat mehr Glück, er packt die Lunte eines Kanoniers und wehrt sich, und binnen einer halben Stunde ist der Platz im Sturm genommen. Ich war beim ersten Kanonenschlag herbeigeeilt, aber, es grenzt ans Wunderbare, um halb drei Uhr war die Bastille schon genommen.

Worterklärungen 

Flinte: Gewehr | Bajonett: Säbel, der auf ein Gewehr gesteckt wird | Gardes-francaises: Französische Truppen, die sich während der Revolution mit den Revolutionären verbündet hatten |  Kupferstecher: Beruf im Druckereigewerbe | Kartätsche: Munition | Lunte: langsam glimmende Zündschnur

Textquelle 2: Aus dem Bericht des Schriftstellers Antoine de Rivarol

In Versailles erfuhr man bald, dass der Pöbel sich zusammen mit der Bürgerwehr auf das Hôtel des Invalides gestürzt und 30.000 Gewehre weggeschleppt hatte und dass er von da aus zur Bastille gezogen war, um weitere Waffen und Munition zu erbeuten. Nach diesen Berichten wurde der Gouverneur, der die Torheit begangen hatte, sich in die äußeren Umwallungen zu begeben und sich nicht um die Zugbrücken zu bekümmern, nach zwei- bis dreistündigen Verhandlungen und einigem Hinundher angegriffen und mit seiner kleinen Truppe von Veteranen zur Übergabe gezwungen.

Obgleich die Regierung schuldig war, weil sie gegen das Gewitter, das sich so kräftig angekündigt hatte, keinerlei Maßnahmen ergriffen hatte, war der Gouverneur de Launay nicht weniger tadelnswert, weil er sich auf Verhandlungen mit dem Pöbel eingelassen hatte. Hätte er sich in die Bastille eingeschlossen, wäre er unüberwindlich gewesen.

Wie das nun immer auch sein mag: Dieser unglückliche Gouverneur ist für seinen Leichtsinn schwer bestraft worden; das durch seinen Widerstand und den Tod einiger Bürger beim Angriff erregte Volk schleppte ihn zu der Place de Grève und schlug ihm den Kopf ab, nachdem man ihn mit Schlägen und Beschimpfungen überhäuft hatte. Dieser Kopf wurde auf der Spitze einer Lanze durch die Straßen zum Palais Royal getragen.

Darin besteht die ganze Erstürmung der Bastille, die von dem Pariser Pöbel derart gefeiert wird. Geringes Risiko und viel Grausamkeit von seiner Seite und schwere Unbesonnenheit von Seiten de Launays; kurz gesagt: Es war nur eine Inbesitznahme.

Worterklärungen 
Pöbel: abschätzig für Volk | Hôtel des Invalides: Militärgebäude |  Torheit : Dummheit | Veteranen: Soldaten, die bereits im Krieg gekämpft haben |  Palais Royal: Regierungsgebäude in Paris | Inbesitznahme: meint hier eine widerrechtliche und gewaltsame Übernahme des Gefängnisses

Antoine de Rivarol (gemeinfrei, Wikimedia Commons)

Vertiefung: Die Sicht eines Ausländers?

Mit welchen Worten beschreibt der Engländer Dr. Edward Rigby in seinem Brief die Stimmung nach der Erstürmung der Bastille? Erkläre anhand einer ausgewählten Textstelle, warum die Franzosen so reagierten.

Auf einen Schlag brach der tollste Jubel los; jede erdenkliche Art, in der sich die entzücktesten Freudengefühle äußern können, war allenthalben zu sehen und zu hören. Rufe, Schreie, Springen und Umarmen, Lachen und Weinen, jeder Ton und jede Geste, nicht ausgeschlossen Äußerungen, die nervösen und hysterischen Zuständen nahekamen, offenbarten in der bunt durcheinander gemischten Menge ein so augenblickliches und einstimmiges Aufwallen äußerster Freude, wie es, sollte ich meinen, nie zuvor von Menschenkindern erlebt worden ist.

Wir wurden als Engländer erkannt; wir wurden umarmt als freie Männer; „denn die Franzosen“, sagten sie, „sind jetzt ebenso gut frei als ihr; künftig sind wir keine Feinde mehr, wir sind Brüder, und nie mehr soll ein Krieg uns trennen.“ Wir wurden von der allgemeinen Begeisterung angesteckt, wir stimmten in die frohen Freiheitsrufe ein.

Worterklärungen 
allenthalben: allerorts, überall
Edward Rigby (Public Domain, Wikimedia Commons)

Cookie Consent mit Real Cookie Banner