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Hi, ich bin Kristina…
…und das ist mein Dromedar. Wie wir zueinander gefunden haben, erzähle ich dir gleich. Jetzt kümmern wir uns erst einmal um die harten Fakten, schließlich wird ja schon im Untertitel „Ein Blog über Schule, bunte Didaktik, wertschätzende Pädagogik und Digitalisierung“ deutlich, dass wir nicht zum Vergnügen hier sind, sondern dass es hier um meine (und ja vielleicht auch deine, denn warum wärst du sonst hier?!) Arbeit geht.
Seit 2015 arbeite ich als, nein, besser: Ich bin Lehrerin. Denn das, was ich eigentlich aus Verlegenheit werden wollte, entpuppte sich als der Job, in dem ich goldrichtig bin und deswegen fülle ich ihn mit Leidenschaft aus und schreibe darüber.
Dieser Blog ist im Frühjahr 2017 entstanden. Er begleitet mich als Reflexionsmedium auf meiner Reise durch die Klassenzimmer (Unter-)Frankens, dient mir als Archiv für die schönen Seiten des Lehrerberufs und alles, woran dringend erinnert werden sollte und vor allem ist er ein Spielplatz für alles Digitale am Lehren und Lernen, das ich ausprobiere, denn ich bin unendlich neugierig, technik-affin und hasse es, mich in meinem eigenen Unterricht zu langweilen.
Vita
Dass ich im Wendejahr 1989 geboren und damit ein Kind der 90er bin, hat mir (ebenso wie das Technikinteresse meines Vaters) schon früh die Gelegenheit verschafft, mit Computern und diesem Neuland, äh Internet in Berührung zu kommen und nerdige Hobbys zu entwickeln.
Meine erste eigene „Homepage“ bastelte ich mit 13, wenig später folgte aus Langeweile im Textverarbeitungsunterricht gemeinsam mit J. die Webseite für die Mehlwurmzucht unserer 7. Klasse – einem Biologie-Projekt. Da soll nochmal jemand sagen, in der katholischen Mädchenschulmonokultur der frühen 2000er hätte man nichts fürs Leben gelernt.
Abi & Studium
Abi machte ich 2009 dann doch an einer anderen Schule. Direkt im Anschluss schrieb ich mich aufgrund nicht mehr vollständig rekonstruierbarer Zufälle für das Studium des Gymnasiallehramtes mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Sozialkunde an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ein und zog das auch durch, denn spätestens in den Praktika entpuppte sich die vermeintliche Schnapsidee als goldrichtig.
Genau das wollte ich: Früh aufstehen, unterrichten, erziehen, im Lehrerzimmer Kaffee trinken und den Kopf über den ganz normalen Wahnsinn schütteln.
Referendariat
Im September 2015 begann ich mein Referendariat am Siebold-Gymnasium in Würzburg und am Hanns-Seidel-Gymnasium in Hösbach – eine extrem lehrreiche Zeit, die mich in meinem Berufswunsch mehr und mehr bestärkte. (Darüber habe ich in Bob Blumes Podcast „Der Referendarsflüsterer“ ausführlich gesprochen.)
Im Wissen, dass das geringe Planstellen-Angebot an den bayerischen Gymnasien mir kurzfristig keine unbefristete Stelle bescheren würde, nahm ich im Februar 2017 all meinen Mut zusammen, unterbrach das Referendariat nur wenige Wochen vor den ersten Examensprüfungen, bekam ein Dromedar geschenkt (siehe unten) und fasste den Entschluss, noch einmal etwas vollkommen anderes zu probieren als Schule, bevor ich mir ihr lebenslang verschreiben würde.
Fortbilderin
Allerdings hatte ich da die Rechnung ohne das HSG gemacht: Wenige Tage später gingen wir mit einer Vertretungsstelle in die Verlängerung.
Weil ich mit meinen 8 Stündchen Unterricht kaum ausgelastet war, aber so langsam begriff, dass ich das Thema Schule nicht mehr von den Hacken kriegen würde, meldete ich mich bei Twitter an und merkte, dass da draußen noch jede Menge andere sind, die gerne mal was anders machen (beispielsweise traf ich sie bei #BEO18 live).
Während mir das #twitterlehrerinnenzimmer als unendliche Motivationsquelle diente, ermöglichte mir meine Chefin am HSG, dort meine ersten Fortbildungen zum Thema Digitalisierung zu geben. Noch ging es mehr um Tools und Klick-für-Klick-Anleitungen, aber eine neue Leidenschaft wurde definitiv geweckt.
Mittelschule
Nachdem ich im zweiten Schulhalbjahr 2018 mein Referendariat wieder aufgenommen und erfolgreich mit dem 2. Staatsexamen beendet hatte, verschlug es mich in einer Mischung aus anhaltendem Stellenmangel am Gymnasium, grenzenloser Neugier und einer Vorliebe für vermeintliche „pädagogische Härtefälle“ an die Mittelschule (in anderen Bundesländern auch als Hauptschule bekannt).
Eine Schulform, die mir schon allein deswegen entgegenkam, weil es mir mit dem Unterrichten fast aller Fächer von Mathe bis Kunst, der ersten Klassenleitung in meiner „Glitzerklasse“ 6b, tollen neuen Kollegen und ziemlich guter digitaler Ausstattung ganz sicher nicht langweilig wurde.
Privatschule
Die Liaison mit der Mittelschule währte allerdings nicht besonders lange und schon 2020 ergriff ich die Gelegenheit, nochmal etwas Neues zu machen: Kurz bevor die Corona-Pandemie den Präsenzunterricht in unerwartetem Ausmaß lahmlegte, wechselte ich an eine private Real- und Wirtschaftsschule.
Während ich mich bezüglich der Unterrichtsfächer wieder eher auf gewohntem Terrain bewegte, durfte ich als Mitglied des TechTeams die Einführung der Tabletklassen mit auf den Weg bringen, meine erste Abschlussklasse zum Mittleren Schulabschluss begleiten und einen Schulalltag erleben, der maßgeblich von Kolleg*innen gestaltet wurde, die vor ihrer Lehrtätigkeit bereits ein anderes Berufsleben gehabt hatten.
Back to the roots
2022 beschloss ich dann, dass es nun genug der Odyssee sei und bewarb mich zurück ans Gymnasium. Das Kultusministerium hatte freilich etwas andere Pläne mit mir und so zog ich für meine Planstelle dann doch erst nochmal um. Ein Schuljahr verbrachte ich als Mobile Reserve am Emil-von-Behring-Gymnasium Spardorf im schönen Mittelfranken, lernte wieder eine Menge wunderbarer Menschen kennen und arbeitete mich ins neue G9 ein.
8 Jahre und drei Monate nach dem festgesetzten Datum für mein „Jubiläumsdienstalter“ wurde mir schließlich der Ort meiner festen Planstelle mitgeteilt. Zurück in der Heimat im Rhein-Main-Gebiet, irgendwo an der Grenze zwischen Bayern, Hessen und Baden-Württemberg, übe ich mich gerade im beruflichen Sesshaftwerden. Völlig unbekannte Perspektiven, auf die ich mich aber umso mehr freue.
Die Geschichte vom Dromedar
Die Geschichte vom Dromedar beginnt mit nicht enden wollenden Papierstapeln auf dem Schreibtisch, einer Menge Arbeit und einer sehr, sehr anstrengenden achten Klasse – alles zusammen hielt mich mal eine Weile ziemlich in Atem. Ihr kennt das vielleicht – ich wusste nicht mehr so genau, wo oben und unten ist und war abends einfach nur froh, wenn ich in meinem Bett lag. Glücklicherweise hatte ich in dieser Zeit, in der der Stressteufel hinter mir her war, eine wunderbare Mentorin und Kollegin an meiner Seite, die sich alles geduldig anhörte, mich immer wieder ermutigte und immer ein liebes Wort für mich hatte. Als dann die Vorweihnachtszeit kam, fand ich hin und wieder einen Gruß von ihr in meinem Fach oder an meinem Platz: kleine Texte aus ihrem Adventskalender, die sie auf das eklige bunte Papier kopiert hatte, das sonst nur als Mantelbogen für Leistungsnachweise dient. Ein Text heißt „Ein Dromedar“, stammt von Roger Willemsen, Gott hab ihn selig, und er machte nicht nur dieses Blatt Papier, sondern auch meinen Tag ein bisschen schöner.
In dem Text geht es darum, dass Herr Hopp am frühen Morgen ein Dromedar spazieren führt – und er tut das einfach, weil ihm danach ist. Genau so gut könnte er durch Laubhaufen laufen oder mit Schimpansen Skat spielen – Herr Hopp macht einfach das, was manche Leute so gerne in ihrem Leben getan hätten, aber sie merken es eben erst, wenn es zu spät ist. [Der Text stammt aus diesem Buch.]
Diese Geschichte hat mich ziemlich beeindruckt und das Bild vom Spazierengehen mit dem Dromedar ist hängengeblieben – so sehr, dass ich mich auf die Suche nach einer Dromedarfigur gemacht habe, um sie meiner Mentorin schenken zu können, aber ich fand keine – obwohl ich die Augen offenhielt.
Ich war schon ziemlich traurig deswegen, denn ich wollte ihr unbedingt eines zum Abschied schenken, damit sie – genau wie sie mich daran erinnert hatte – nie vergessen würde, dass man das Dromedar ausführen sollte und damit sie gleich eines parat hat, wenn ihr danach ist. Aber wie das Leben manchmal so spielt, fügte sich schließlich doch alles ganz wunderbar, denn schließlich standen wir beim Abschied voreinander: Sie mit einer Keksdose für mich, ich mit einem Päckchen für sie. In der Keksdose schlummerte ein Dromedar, wie ich es gesucht hatte – im Päckchen wohnte ein anderes Dromedar, das ich für sie gezeichnet hatte, weil ich ihr unbedingt eines schenken wollte und dieser Moment, in dem ich die Keksdose öffnete, war so voll von Zufällen, dass es schon gar keine mehr sein konnten, dass mir das Dromedar und seine Geschichte noch viel mehr ans Herz gewachsen sind.
Das Dromedar ist die Sehnsucht nach und die Erinnerung an den (kleinen) Ausbruch aus dem Alltag, die Mahnung sich selbst nicht zwischen all den Papierstapeln zu vergessen, stattdessen das innere Kind leise zu wecken („Psssst!“) und mit ihm und dem Dromedar bei Fuß eine Runde zu drehen, durch Laubhaufen zu springen und einen Schimpansen zu finden, der einen beim Skat abzockt… Und jedes Mal, wenn ich es angucke, denke ich daran, dass das Leben ein ganz wunderbares ist.