#BEO18 – Kleiner Vogel, große Impulse

Es ist Freitagmittag, das Auto und ich befinden uns auf einer schmalen Landstraße irgendwo mitten im Wartburgkreis – Google Maps hat uns vorgeschlagen, einen Stau zu umfahren und während mir an der schmalsten Stelle einer engen Ortsdurchfahrt ein haushoher Traktor entgegenkommt, dem ich mit einem mehr oder weniger geschickten Rückwärtsmanöver ausweichen muss, frage ich mich dann doch mal, was mich eigentlich geritten hat, mitten in den Sommerferien auf „Dienstreise“ zu einer „Fortbildung“ 450km weit weg von der Heimat zu fahren statt weiter im Freibad zu planschen, Eis zu essen und den Schreibtisch geflissentlich zu ignorieren.

Mein Ziel am vergangenen Wochenende hieß #BEO18 – das „Barcamp Education Ost“ an der Gesamtschule im Gartenreich (GiG) in Oranienbaum-Wörlitz, das von Miriam Gronert, Ines Bieler und Elke Noah organisiert wurde und auch wenn ich zuvor schon mal mitbekommen hatte, dass bei Barcamps weder der Konsum alkoholischer Getränke noch das Zelten im Vordergrund stehen, war ich doch gespannt wie ein Flitzebogen, was mich erwarten würde – nicht nur, weil ich endlich einmal Gelegenheit bekommen sollte, KollegInnen aus dem #twitterlehrerzimmer live und in Farbe kennenzulernen.

Bunte Impulse – Mein #beo18 in Sketchnotes

Schon während der Rückfahrt habe ich überlegt, wie ich diesem Erlebnis, das gleichzeitig meiner Barcamp-Premiere, das Treffen so vieler toller Menschen und viele spannende Impulse beinhaltete, gerecht werden könnte. Und weil diesen bunten Stunden in der GiG ausufernde und aufsatzartige Beschreibungen einfach nicht gerecht werden würden, lasse ich exemplarisch meine in diesem Zusammenhang entstandenen Sketchnotes sprechen, die mir als Gedächtnisstütze bei der Weiterbildung nach dem Barcamp weiterhelfen sollen.

Für alte Barcamp-Hasen ist es natürlich vollkommen überflüssig zu erklären, wie dieses Format funktioniert und die Theorie war für mich nun auch nicht neu – schließlich bin ich ja durchaus interessiert im #twitterlehrerzimmer unterwegs. Dennoch hat mich das Live-Erlebnis dann total positiv überrascht, weil eben schon allein die Stimmung so gar nichts mit der üblichen „Vorfreude“ auf eine Fortbildung („Was meinst du, wie lang es dauert?“, „Wenigstens haben wir eine Kaffeepause!“) gemeinsam hatte, da alle durch die Vorstellungsrunde und die Sessionsplanung schon aktiv in die Veranstaltung eingebunden waren und deren Verlauf bis zum Schluss durch die Möglichkeiten, weitere Sessions anzubieten, offen war. Interessierte können die Sessionplanung übrigens hier nachlesen.

Session 1: Virtuelle Lernumgebung „Prox-e-Genius“ mit Christian Kümmling

Die erste Session besuchte ich bei Christian Kümmling, der die virtuelle Lernumgebung Prox-e-Genius vorstellte, mit deren Hilfe an seiner berufsbildenden Schule angehende Versicherungskaufleute auf die berufliche Realität und deren Anforderungen vorbereitet werden. Auch wenn die Idee für mich wohl nicht 1:1 umgesetzt werden kann und ich für eine ähnliche Realisierung in einer WordPress-Umgebung noch einige Plugin-Tipps bräuchte, waren dies spannende Impulse, die mir nicht zuletzt den Begriff des „Blended Learning“ ins Vokabular gespült haben – endlich habe ich ein Wort für das, was ich die ganze Zeit schon umzusetzen versuche… ;-P

Session 2: Sketchnotes mit Julia Reiche

Die zweite Session stand unter dem Motto „Jeder kann malen“, denn Julia Reiche führte in die Theorie und Praxis von Sketchnotes ein. Mit kleinen Beispielen aus dem Schulalltag durfte ich mich an dieser  Session beteiligen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat – vor allem, als die TeilgeberInnen selbst den Stift bzw. die Kreide in die Hand nahmen & an der Tafel Mammuts und Pferde entstanden.

Session 3: Tutory.de mit Thomas Haubner


Die dritte Session besuchte ich dann bei Thomas Haubner, Mitgründer von tutory.de. Weil ich seine Webseite tatsächlich selbst schon mehrfach weiterempfohlen habe, war ich einfach neugierig, was die Ideen dahinter betrifft. Auch wenn ich mich mit Word ziemlich gut auskenne und als totaler Formatierungsfetischist (Jedes Blatt braucht seine Optik…) wahrscheinlich nicht komplett auf dieses Tool umschwenken werde, hat er mit der Aussage, dass tutory das Lehrerleben erleichtern soll, mein Lehrerherz im Sturm erobert – der automatische Punkterechner für Prüfungen, die einfache Kennzeichnung von Differenzierungsaufgaben mit Sternchen und das einfache Teilen rechtssicherer Materialien durch automatische Lizenzierung der Arbeitsblätter sind Features, die wir bei der Vernetzung und beim Materialaustausch bestens gebrauchen können. #OER

Session 4: Barcamps mit Schülern?

In der letzten Session des Tages zeigte sich dann so richtig das Potenzial des Formats Barcamp, denn in der Diskussionsrunde zum Thema „Barcamps für SchülerInnen?“, die von Julia Reiche angeregt worden war, wurde eifrig darüber debattiert (und zwar mit ein paar SchülerInnen der GiG, die uns zuvor mit leckerem Essen versorgt hatten), wie man das Format in den Unterricht bringen könnte. Die Ergebnisse dieses Gesprächs können im ZUMPad zur Session nachgelesen werden.

Nachdem es SchülerInnen möglicherweise nicht so leicht fällt wie Lehrenden, direkt Sessions anzubieten, brachte Björn Nölte die Methode „Genius Hour“ in die Diskussion ein, die der Erprobung des Barcamp-Formats dienen kann. Nach meinen ersten Recherchen ist auch hierzu eine rudimentäre Sketchnote entstanden und auch wenn ich bis zum Einsatz im Unterricht sicherlich noch eine Weile lesen und überlegen muss, ist das ein Paradebeispiel dafür, wie toll Barcamps und die dort stattfindende Vernetzung bzw. der Ideenaustausch sind, denn auf diesen Impuls wäre ich sonst so schnell wohl nicht gestoßen…

Fazit

Ich hätte unglaublich gern noch weitergemacht, gequatscht, Ideen ausgetauscht, etwas über die anderen Sessions gehört und einfach noch länger den Duft der Atmosphäre motivierter Lehrender geatmet, die Spaß an ihrem Beruf haben und deswegen an einem Samstag in einer inspirierenden Umgebung zusammenkommen, um über das, was sie gerne tun, zu sprechen. #beo18 war also viel zu kurz – dafür aber nicht umso weniger spannend und – wie ihr anhand meiner kleinen Sketchnote-Übersicht sehen konntet – voller gewinnbringender Impulse.

Deswegen freue ich mich natürlich schon auf die nächste Gelegenheit, Menschen aus dem #twitterlehrerzimmer und weitere engagierte KollegInnen live zu treffen. Bis dahin bedanke ich mich von Herzen bei den Organisatorinnen Miriam, Elke und Ines und natürlich bei den wunderbaren GastgeberInnen an der GiG, unter anderem Martina, für dieses tolle Barcamp und gehe (nach den Sommerferien natürlich, die dauern bei den #BayernEdu|s nämlich noch ein Weilchen) als Beo – ein lernbegieriger Vogel, wie ich dank des #beo18-Logos lernen durfte – voll motiviert in meiner neuen Schule ans Werk!


Kommentare

2 Antworten zu „#BEO18 – Kleiner Vogel, große Impulse“

  1. Wunderbarer Text. (der hoffentlich nicht so bald „verschwindet“)

  2. […] Überraschungseffekt des ungewissen Lehrplans ist bestimmend für das Barcamp-Format: Die Teilnehmenden werden zu Teilgebenden und im Idealfall entsteht reger Austausch anstelle eines […]

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