tl;dr Ich habe mich von Benedikt Wisniewski und John Hattie inspirieren lassen #feedback #De-Implementierung und mich auf die Reise gemacht, Feedback für komplexe gedankliche Leistungen aka Aufsätze mit KI generieren zu lassen. Nun suche ich Mitstreiter*innen für evidenzbasiertes Zusammenarbeiten. Voraussetzungen: Ein Mebis-Account und Freude am Ausprobieren.

Ich gebe es zu, diese Grafik, die auch Bestandteil des Artikelbildes ist, ist übelster Clickbait. Aber sind wir mal ehrlich: Wir Deutschlehrkräfte hätten es verdient. Meines Wissens nach sind wir die einzigen, die zur Korrektur einer Leistung im Umfang der Schulaufgabe VOR der jeweiligen Schulaufgabe verpflichtet sind.1 Und das bei den Textmengen, die in Arbeitszeiten von 135-315 Minuten von fleißigen Schüler*innen produziert werden können… Burnout incoming.
Mein Problem mit Korrekturen – und zwar ganz egal, ob Übung oder Prüfung – ist, dass ich nicht weiß, ob sie wirklich etwas bringen. Formal tue ich meiner Pflicht genüge. Bezüglich des Lernfortschritts meiner Schüler*innen, dem ich mich ganz persönlich mehr verpflichtet sehe als der Zensurengebung, bin ich mir aber unsicher. Auch wenn mir immer wieder versichert wird, dass es hilfreich sei, so sind es doch oft die, die ohnehin schon stark sind, sodass die Vermutung des Matthäus-Effekts naheliegt.
Meine Befürchtungen wurden bestätigt, als ich Benedikt Winiewskis Vortrag zum Thema „Was ist Feedback?“ sah, in dem er erläutert, dass klassische Korrekturen kein Feedback sind und sogar negative Auswirkungen auf die Kompetenzen haben können. Neue Hoffnungen wurden geweckt, als ich ihn im Podcast mit John Hattie (ja, DER mit der Hattie-Studie) darüber sprechen hörte, dass De-Implementierung eigentlich angesagt wäre, wir also dringend Aufgaben evidenzbasiert loswerden oder outsourcen müssen, um erfolgreich arbeiten zu können und nicht in der Flut der Aufgaben, deren Erfüllung 2025 von Lehrkräften erwartet wird, unterzugehen. Auf Basis jahrelanger Lehrerzimmergespräche würde ich mal stark vermuten, dass es keinen Aufschrei gibt, wenn wir mit diesem Outsourcing bei den Korrekturen anfingen. 🤷♀️
Nun habe ich mich an diesem Wochenende in ein erstes intensives Testing begeben, das in den kommenden Tagen bei den Adressat*innen des Feedbacks einer Feuerprobe unterzogen werden wird: Den Mitgliedern meines Deutschkurses der gymnasialen Oberstufe. Als Cornelia Stenschke dann gefragt hat, ob ich meine Strategie teilen werde, vertröstete ich sie auf ein „danach“, musste aber feststellen, dass ich eigentlich viel lieber gleichzeitig in den Austausch mit Kolleg*innen gehen würde, denn die Zeit drängt.
Das mag dramatisch klingen, aber ich bin es schon jetzt leid, diese Unterhaltungen zu führen, in denen es um das Besch…trügen mit KI-Tools geht, denn sie verleiden mir durchaus meinen Unterrichtsalltag: Die einen spielen unfair, hoffen, dabei nicht erwischt zu werden, und halten uns Lehrkräfte für naiv, wenn es ihnen gelingt. Die anderen spielen nach den Regeln, hoffen aber aus einem verständlichen Fairnessempfinden heraus, dass die anderen erwischt werden und halten uns Lehrkräfte für naiv, wenn es uns nicht gelingt. Lose-Lose-Situation, ick hör dir trapsen.
Ganz nebenbei verschenken wir ja auch nicht nur eine Menge unserer pädagogischen Vertrauensbasis, sondern verfehlen auch Lernziele: Schüler*innen, die in der Schule keinen kompetenten Umgang mit KI lernen, werden gegenüber anderen einen Nachteil haben.
Auch gesellschaftlich erwächst daraus ein Nachteil: Wer auf jede Frage eine Antwort erhält und unlimitierte Fragen stellen kann, hat keinen Grund mehr, selbst kritisch zu denken. Das werden nach wie vor wir ihnen beibringen müssen, auch wenn Bill Gates anderes behauptet. Dass der Output von KI über die Materialbasis ebenso wie über den Algorithmus gesteuert werden kann, ist da nur die dystopische Kirsche auf der Torte. 🍰
Mitstreiter*innen gesucht!
Deswegen ist dieser Post eine klassische Kontaktanzeige:
SUCHE: Lehrkräfte (m/w/d), bevorzugt mit dem Unterrichtsfach Deutsch (oder anderen Fächern, in denen längere zusammenhängende Texte produziert werden), die durch den Austausch über geeignetes Prompting für die Korrektur von Übungsaufsätzen mit dem Ziel, lernwirksames Feedback zu generieren, die Effizienz ihrer Arbeitszeitnutzung steigern wollen.
BIETE: Einen Mebis-Kurs mit Informationen über Feedback Literacy, De-Implementierung und meinem ersten vollständigen Beispiel für KI-Feedback für eine Gedichterschließung in der 12. Jahrgangsstufe.
Blick in den Kurs

Wie geht es weiter?
Wenn du Interesse an der Zusammenarbeit hast, schreib mir eine Mail an diefraumitdemdromedar@gmail.com. Wenn wir uns noch nicht kennen, stell dich bitte kurz vor.
Du erhältst von mir den Kursnamen und den Einschreibeschlüssel, sodass du dich selbst in der Rolle des Schülers hinzufügen kannst. Ein Mebis-Account ist zwingend erforderlich. Vielversprechende generalisierbare Erkenntnisse werden natürlich hier veröffentlicht werden. (Das ist der Punkt, an dem ich eine bundesländerübergreifende Lernplattform fordere. *hier Dromedar mit Demoschild einfügen*)
Wenn du Lust hast, mitzumachen, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Da ich aber Mühe investiert habe, den Kurs zur Verfügung zu stellen, würde ich mir von jeder Person, die ich zulasse, zumindest eine Einschätzung der Feedback-Qualität in meinem Beispiel wünschen. Dafür ist im Kurs bereits vor der ausführlichen Prompting-Anleitung eine kleine Umfrage integriert. Den Arbeitsaufwand für die Sichtung der ersten Inhalte und das Ausfüllen der Umfrage würde ich auf weniger als 60 Minuten schätzen. Neben dieser ausdrücklichen Bitte gibt es natürlich keine weiteren Verpflichtungen und du kannst den Kurs ohnehin jederzeit ohne Angabe von Gründen verlassen.
Ich freue mich auf alle, die Lust haben, mitzumachen! 😀
Kristina
- Ich beziehe mich an dieser Stelle auf die Situation in Bayern nach dem entsprechenden KMS zum Schreiben und tue es mit einem Augenzwinkern, nur falls sich jemand diesbezüglich unsicher wäre… ↩︎
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